Philosophie aller-retour: Emanzipation oder Imagination?

15. Januar 2015
19:00

Veranstaltungs-Infos

Dritte Station des Zyklus Philosophie aller-retour mit Dorian Astor:

Emanzipation oder Imagination? – Jürgen Habermas und Cornelius Castoriadis

Vor dem Scheitern einer erschöpften marxistischen Tradition, das emanzipatorische Projekt zu tragen, wollte der griechisch-französische Philosoph Castoriadis, einer der wichtigsten politischen Denker der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, Emanzipation und Autonomie wieder zum Kern des sozialen Anspruchs machen. Jede Gesellschaft gründe sich auf einer „imaginären Institution“. Nur durch die Anerkennung ihrer Fähigkeit, neue Formen des Imaginären zu kreieren, werde unsere Gesellschaft die Emanzipation wieder beanspruchen können. Trotz seiner Bewunderung für das originelle und ehrgeizige Denken Castoriadis‘, wirft ihm Habermas vor, für die intersubjektive Praxis der Individuen keinen Platz gelassen zu haben: „Am Ende geht die gesellschaftliche Praxis im anonymen Sog einer aus dem Imaginären geschöpften Instituierung immer neuer Welten auf.“ Hier prallen zwei Philosophien der Emanzipation und ihre Mittel, die Gesellschaft neu zu erfinden, aufeinander.

Vortrag: Dorian Astor

Auf Deutsch 

Eintritt frei

Dorian Astor wurde 1973 in Frankreich geboren. Nach dem Studium der Germanistik, der Philosophie und der Musikwissenschaft an der École Normale Supérieure de Paris war er tätig als Dozent an der Universität Paris III – Sorbonne Nouvelle, dann im Französischen Institut Amsterdam und als Lektor-Assistent für fremdsprachige Literatur beim großen französischen Verlag Gallimard. Als freiberuflicher Autor publiziert er zahlreiche Studien, Artikel, kritische Ausgaben und Übersetzungen. 2008 veröffentlicht er bei Gallimard eine Biographie von Lou Andreas-Salomé, 2011 eine Biographie von Nietzsche. In September 2014 erscheint Nietzsche. La détresse du présent [„Nietzsche. Die Not der Gegenwart“], ein Essay über Nietzsches Kritik der Moderne und die Herausforderungen seines politischen Denkens für unsere Zeit. Zu Astors aktuellen Projekten zählen noch weitere Nietzsche-Arbeiten und eine umfangreiche Reflexion über die deutsch-französischen Beziehungen in der Philosophie. Er wohnt seit 2010 in Berlin.

15. Januar 2015
19:00