Sieben Filme zum Schwerpunkt: Zwischen Menschen – Der französische Film

10. Februar 2016 - 02. März 2016

Veranstaltungs-Infos

In keinem anderen Land ist die Filmkultur so ausgeprägt wie in Frankreich, das über die weltweit größte Dichte an Kinos verfügt. In Frankreich gilt das Kino als „siebte Kunst“ - nach Architektur, Bildhauerei, Malerei, Tanz, Musik und Dichtung. Wie die anderen Künste stehen Filme dort schon immer unter dem besonderen Schutz des Staates. Die "Exception culturelle" verbietet es, kulturelle Erzeugnisse wie kommerzielle Produkte zu behandeln. Diese Wertschätzung zeigt sich auch in der Qualität der Filme, da sie nicht den Marktgesetzen unterliegen.

Im Februar widmet City46 den französischen Nachbarn, seiner Sprache und seiner traditionsreichen (Kino-)Kultur einen Schwerpunkt. Dabei steht vor allem die Zwischenmenschlichkeit im Fokus. Sieben preisgekrönte Filme entführen uns in Banlieus, in das Alltagsleben nicht gerade alltäglicher Familien, in Verhandlungen, in Geschichten von Flucht und Geschichten des Ankommens. Vive le ciné!

Girlhood

Die 16jährige Marieme lebt mit ihrer Familie in einem Pariser Banlieue. Die Mutter sorgt für das Einkommen, der große Bruder kommandiert alle herum. Draußen ist es nicht besser. In der Nachbarschaft geben die Jungs den Ton an, und die Schule ist eine Sackgasse. Doch dann schließt sich Marieme einer coolen dreiköpfigen Mädchen-Gang an, die sich Freiheiten nimmt, von denen Marieme bislang nur träumte. Endlich wird sie akzeptiert und fortan nennt sie sich Vic wie Victory. Von jetzt an macht das Leben Spaß: Vic schwänzt den Unterricht, verändert ihr Äußeres und liefert sich mit ihren neuen Freundinnen Scharmützel mit rivalisierenden Banden. Das neue Leben soll ihr Weg in die Unabhängigkeit sein. Der Film wurde auf dem Stockholm International Film Festival 2014 in den Kategorien Bester Film und Beste Kamera ausgezeichnet.

Bande de filles, F 2014, Regie: Céline Sciamma, mit Karidja Touré, Ass Sylla, Lindsay Karamoh, 112 Minuten, franz. OmU

Mi. 10.2. - Fr. 12.2. / 18:00

Verstehen Sie die Béliers?

Ein Wochenmarkt irgendwo in der französischen Provinz: Hinter ihrem Käsestand steht die gesamte Familie Bélier, die zwar auffällig freundlich, aber sehr schweigsam ist. Umso gesprächiger ist Tochter Paula. Die Kunden im Ort kennen das bereits und wundern sich schon lange nicht mehr, dass Paula die Kundenwünsche für ihre Familie in Gebärdensprache übersetzt, denn sie ist die einzige in der Familie, die nicht gehörlos ist. Als ihr neuer Musiklehrer ihre außergewöhnliche Stimme entdeckt und sie ermutigt, in Paris Gesang zu studieren, gerät sie in einen Konflikt zwischen persönlichem Lebenstraum und Verantwortung für die Familie. Das Feel-good-movie „erzählt offen und unverstellt von einer zutiefst berührenden menschlichen Erfahrung.“ (Spiegel.de). Für die Rolle der Paula gewann Louane Emera den Cèsar als beste Nachwuchsdarstellerin.

La famille Bélier, F 2014, Regie: Eric Lartigau, mit Louane Emera, Karin Viard, François Damiens, 106 Minuten, franz. OmU

Do. 11.2. - Sa. 13.2. / 20:30, So. 14.2. / 16:15

La cour de Babel

Sie stammen aus den unterschiedlichsten Teilen der Erde: Aus Serbien, Tunesien, China, Irland oder dem Senegal. Doch eins haben die Teenager gemeinsam: Sie sind junge Einwanderer in einem fremden Land und lernen Französisch. Ein Jahr lang hat die Filmmacherin Julie Bertuccelli die zusammengewürfelte Truppe in Paris begleitet. Es sollte ein Jahr voller Konflikte, Freude und Hoffnung werden. „Ich werde dieses Jahr nie vergessen“ sagt ein Schüler. Auch wir werden das Lächeln dieser selbstbewussten Jugendlichen, die glücklich in Frankreich leben, nicht vergessen (Le Monde). 2015 wurde der Film in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ bei den Césars nominiert.

F 2014, Regie: Julie Bertuccelli, 89 Minuten, franz. OmU

Sa. 13.2. - Di. 16.2. / 18:00

Maman und ich

"Jungs und Guillaume, zu Tisch!“- Schon als kleine Kinder wurde Guillaume von seinen Eltern nicht so behandelt wie seine zwei Brüder. Guillaume, der sich weder für Sport noch für andere sogenannte "Jungssachen" interessierte, schlüpfte in die Rolle der Tochter, die sich seine Mutter immer wünschte. Als heranwachsender Mann jedoch, der nicht weiß, wer und was er eigentlich ist und sein will, begibt sich Guillaume auf eine persönliche Identitätssuche. Für seinen ersten Film erhielt Regisseur und Schauspieler Guillaume Gallienne, der im Film seine eigene Mutter spielt, 2014 gleich fünf Césars (u.a. Bester Film und Bester Schauspieler).

Les garçons et Guillaume, à table!, FR 2013, Regie: Guillaume Gallienne, mit Guillaume Gallienne, André Marcon, Françoise Fabian, 83 Minuten, franz. OmU

So. 14.2. - Mi. 17.2. / 20:30

Winterdieb

Der zwölfjährige Simon lebt mit seiner älteren Schwester Louise im französisch-sprachigen Teil der Schweizer Alpen. Gemeinsam teilen sie sich im Tal eine kleine Wohnung. Wovon die ältere Schwester jedoch nichts ahnt: Simon ist ein Dieb. Jeden Tag fährt er die Seilbahn auf und ab, um die zahlreichen Touristen abzuzocken. Als Louise von den Taten erfährt und Simons Raubzüge zudem vermehrt scheitern, bahnt sich eine Katastrophe an. Die französisch-schweizerische Regisseurin Ursula Meier erhielt für diesen Film den Silbernen Bären auf der Berlinale 2012.

L'enfant d'en haut, FR/CH 2012, Regie: Ursula Meier, mit Léa Seydoux, Kacey Mottet Klein, Martin Compston, 97 Minuten, franz. OmU

Mi. 17.2. + Do. 18.2. / 18:00

Diplomatie

Wäre es nach Hitlers Willen gegangen, wäre Paris in der Nacht zum 25. August 1944 komplett zerstört worden. Alles war vorbereitet. Nicht bekannt ist, warum der bis dahin linientreue General von Choltitz den Befehl nicht ausführte. In Diplomatie erzählt Volker Schlöndorff eine fiktive Version dieses historisch entscheidenden Moments, und es gelingt ihm ein filmisches Meisterwerk.

F/D 2014, Regie: Volker Schlöndorff, mit André Dussollier, Niels Arestrup, Burghart Klaußner, 84 Min., franz. OmU

Do. 18.2., Sa. 20.2. - Mi. 24.2. / 20:00, Do. 25.2., Sa. 27.2., So. 28.2., Di. 1.3., Mi. 2.3. / 17:45, So. 21.2. / 16:15

Dämonen und Wunder

Der ehemalige Freiheitskämpfer Dheepan flieht vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka in die französische Hauptstadt. An seiner Seite sind die junge Yalini und das Waisenmädchen Illyaal. Mit Hilfe ihrer gefälschten Pässe geben sich die drei als Familie aus. Auf diese Weise hoffen sie, in Frankreich bleiben zu können. In Paris werden sie in eine Sozialwohnungssiedlung am Stadtrand gepackt. Dort arbeitet Dheepan als Hausmeister, Yalini pflegt einen alten Mann und Illyaal besucht zum ersten Mal eine Schule. Es könnte alles gut werden. Doch dann geraten sie in einen blutigen Bandenkrieg. Audiards Flüchtlingsdrama (auch: Der Geschmack von Rost und Knochen) wurde 2015 in Cannes als Bester Film ausgezeichnet

Dheepan, F 2015, Regie: Jacques Audiard, mit Antonythasan Jesuthasan, Kalieaswari Srinivasan, 115 Min., franz. OmU

Fr. 19.2., So. 21.2. + Mo. 22.2. / 18:00, Di. 23.2. + Mi. 24.2. / 20:30

10. Februar 2016 - 02. März 2016