Französische Filme im CITY 46

31. März 2016 - 30. April 2016

Veranstaltungs-Infos

"Francofonia", "La sirène de Faso Fani", "100 Jahre DADA" (Stummfilmprogramm mit Livemusik), "Visages d'enfants" (Stummfilm mit Livemusik), "Pierrot le Fou", Vortrag: Alain Bergala: Der filmische Schaffensprozess und das Spiel in der Kindheit, 

Francofonia

Do. 31.3. - Sa. 2.4. + Mi. 6.4. / 18:00;

So. 3.4. / 16:15;

So. 3.4. + Mo. 4.4. / 20:30;

Di. 5.4. / 20:30 * mit Gast: Roland Bühs, Kunsthistoriker & Künstler

Zweiter Weltkrieg: Louvre-Direktor Jacques Jaujard findet in Franz Graf Wolff-Metternich, der von der deutschen Wehrmacht mit dem „Kunstschutz“ beauftragt ist, unverhofft einen Verbündeten, um den Nationalschatz des Louvre vor dem Zugriff der Nazis zu schützen.

Der russische Regisseur Alexander Sokurov wurde mit seiner Dokumentation »Russian Ark« über die Eremitage von Sankt Petersburg berühmt. Hier widmet er sich ein weiteres Mal dem Museum als einem Ort von nationalem Selbstverständnis. Im Zentrum seiner Erzählung steht die ungewöhnliche Komplizenschaft von Jaujard und Wolff-Metternich. Der Louvre wird zum Dreh- und Angelpunkt einer Reflexion über Kunst und Politik, Nation und Macht, Gegenwart und Geschichte. Sokurov durchspielt und re-inszeniert dieses Material mit einem schelmischen Unterton und gibt einen reichhaltigen Eindruck der Geschichte einer kulturellen Institution mit allen Fragen, die sie aufwerfen kann.

Francofonia, le Louvre sous l’Occupation, F, D, NL 2016, Regie: Alexander Sokurov, mit Louis-Do de Lencquesaing, Benjamin Utzerath, Vincent Nemeth, 84 Min., franz. OmU; in Koop. mit der Dt. frz. Gesellschaft Bremen e.V.

Kurzfassung:

Zweiter Weltkrieg: Louvre-Direktor Jacques Jaujard trifft auf Franz Graf Wolff-Metternich, den Leiter des sogenannten „Kunstschutzes“ der deutschen Wehrmacht. In seinem Film zeigt der russische Regisseur Alexander Sukorov, wie aus politischen Feinden allmählich Verbündete, sogar Komplizen werden, um den französischen Nationalschatz vor dem Zugriff der Nazis zu retten.

 

La sirène de Faso Fani

Do. 7.4. / 20:00 * mit Diskussion

Die marode Textilfabrik in Koudoukou im westafrikanischen Burkina Faso war einst ein stolzes Symbol der afrikanischen Moderne und Unabhängigkeit in diesem bitterarmen Land. 2001 musste die legendäre Fabrik Faso Fani im Zuge der neoliberalen Wirtschaftspolitik von IWF und Weltbank schließen. Der Filmemacher Michel Zongo rollt die Geschichte der Fabrik noch einmal auf, gibt sich jedoch nicht mit einer bloßen Dokumentation ihres Niedergangs zufrieden. Vielmehr entdeckt er in den Hinterhöfen seiner Heimatstadt Frauen, die weiterhin weben, und bringt sie zusammen mit den Arbeitern von einst. Gemeinsam könnten sie es schaffen, den Baumwollsektor von Koudoukou wiederaufleben zu lassen und ihr Schicksal selbst zu bestimmen.

Der Film ist eine Hommage an einen spezifisch afrikanischen Widerstand gegen den Wahnsinn der Globalisierung. Zongo gelingt „ein bildstarkes Dokument der Revolte tatkräftiger Frauen und wortgewandter Männer, die aus Not und Überzeugung, mit Raffinesse und Charme an einer sehr gegenwartsbezogenen Fortschritts-Ideologie ohne IWF arbeiten“ (Berlinale 2015).

F, BF, D, QAT 2015, Regie: Michel K. Zongo, 89 Min., OmengU, in Kooperation mit attac

 

100 Jahre DADA (Stummfilmprogramm mit Livemusik)

Sa. 9.4. / 20.30

1916 entstand in Zürich die DADA-Bewegung, die sich bald auf Berlin, Paris New York und andere Städte ausweitete und die moderne Kunst nachhaltig beeinflusste. Das Kurzfilmprogramm enthält Filme von Man Ray, Fernand Léger, Hans Richter und anderen Künstlern sowie einen „Film surprise.“

 

Visages d'enfants (Stummfilm mit Livemusik)

Fr. 29.4. / 20:30 * mit Einführung von Daniel Wiegand; Livemusik-Begleitung durch Joachim Bärenz, Bochum

Als sein Vater nach dem Tod der Mutter wieder heiratet, empfindet Jean tiefen Hass für den Familienzuwachs. Um seine Stiefschwester loszuwerden, schickt er sie eines Nachts hinaus, in den Schnee der Schweizer Alpen. Feyders visionäres Meisterwerk setzte viele technische Innovationen wie Nachtaufnahmen und shooting on location ein.

Kindergesichter, F/CH 1923, Regie & Drehbuch: Jacques Feyder, mit Victor Vina, Jean Forest, 114 Min., OF

 

Pierrot le Fou

Sa. 30.4. / 14:30 * mit Einführung von Alain Bergala

Ferdinand flieht mit seiner Ex-Geliebten Marianne aus seinem bürgerlichen Leben. Marianne wird wegen Mordes gesucht und sie rauben sich durch Frankreich, bis sie Zuflucht auf einer einsamen Mittelmeer-Insel finden. Der Trip durch Frankreich ist auch ein Trip durch die Filmgeschichte. Es geht um das Lossagen von der Vernunft, zugunsten der Poesie.

F/I 1965, Regie und Drehbuch: Jean-Luc Godard, mit Jean-Paul Belmondo, Anna Karina, 110 Min., OmU

 

Vortrag: Alain Bergala: Der filmische Schaffensprozess und das Spiel in der Kindheit

Sa. 30.4. / 16:30

Kindheit gibt es auch in Filmen ohne Kinder. Das sind Filme – wie Pierrot le Fou – in denen die Figuren und die Filmschaffenden die kindliche Fähigkeit des Spielens wiederfinden. Spielen heißt nach Winnicott einen besondere Raum zwischen objektiver Realität und Innerlichkeit zu erschaffen: „In diesem Spielbereich bezieht das Kind Objekte und Phänomene aus der äußeren Realität ein und verwendet sie für Vorstellungen aus der inneren, persönlichen Realität.“

Genau das machen Regisseure: sie sammeln „Fragmente der äußeren Realität“. Regisseure, wie Kinder, schneiden raumzeitliche Teile aus der realen Welt und verwenden in der Realität verfügbare Objekte und Körper. Das kinematographische Schaffen, wie das Spiel des Kindes, hängt von der Fähigkeit ab, einen Übergangsraum zu schaffen, der zugleich zur Welt und zum Subjekt gehört, einen freien Raum zwischen Realität und Imaginärem.Viele große Filme gründen ihre Poetik auf diese Gemeinsamheit von Spiel und Kreativität. Anhand von Pierrot le fou, werde ich erläutern, wie die künstlerische Kreaitvität die Bedingungen und Formen des Spiels in der Kindheit beerbt: wie im Spiel muss die Welt zuerst zerlegt werden, um sie wiederzuerschaffen.

Alain Bergala lehrt an der Filmhochschule Fémis in Paris. Er hat die Ausstellungen „Correspondances Kiarostami / Erice“, „Brune/Blonde“ und „Pasolini Roma“ sowie und Bücher zu Godard, Rossellini, Kiarostami, Bunuel verfasst. Er war Dozent für Film an der Universität Paris 3 und Chefredakteur der Buchpublikationen der Cahiers du Cinéma.

31. März 2016 - 30. April 2016