»Die europäische Finanzarchitektur und das Bankenoligopol« François Morin

22. Juni 2016
19:00 - 20:30

Veranstaltungs-Infos

Die Vortragsreihe EuropaDialoge/Dialogues d'Europe wird vom Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität und dem Institut Franco-Allemand IFRA-SHS gemeinsam veranstaltet. In dieser Reihe werden Wissenschaftler, Kulturschaffende und Politiker eingeladen und dazu aufgefordert aus der Sicht der Geistes- und Sozialwissenschaften, die Herausforderungen der europäischen Konstruktion aus reflexiver und historischer Sicht zu analysieren.

Die Globalisierung der Geld- und Finanzmärkte datiert auf die Mitte der 1990er Jahre. Sie folgt einer dreifachen Liberalisierung der Finanzsphäre (der der Wechselraten, der Zinsraten und der Kapitalbewegungen). Die größten Banken passen ihre Größe an den neuen Transaktionsraum an. Dieser Prozess ist der Ausgangspunkt für die weltweite Bankenoligarchie, deren wachsende Macht man seit den 2000er Jahren beobachten kann. Gleichzeitig wird auch ihre Schwäche und Gefährlichkeit sichtbar, den sie steht am Ausgangspunkt der Finanzkrise 2007 und 2008. Seit dieser Krise haben sich internationale und europäische Behörden darum bemüht, mehrere Regulierungsmechanismen zu installieren, um die Aktivitäten der Banken und insbesondere der größten unter ihnen (sogenannte »systemrelevante Banken«) einzuschränken. So wurden seit 2010 die Vereinbarungen von Basel III und die Regulierungen durch das Forum für Finanzstabilität auf den Weg gebracht. In Europa ist die Finanzarchitektur in internationale Regelungen eingebettet und hat darüber hinaus auch eigene und komplementäre Maßnahmen ergriffen. So wurden die drei Pfeiler der Bankenunion und der Vorschlag der Kapitalmarktunion geschaffen.

Der Vortrag untersucht diese Regulierungsmechanismen gegenüber der Macht der sehr organisierten und effizienten Bankenoligarchie. Mit der unumgänglichen Frage: Werden die neuen Regulierungen uns vor weiteren Finanzkatastrophen schützen?

Prof. Dr. François Morin ist Ökonom und emeritierter Professor für Volkswirtschaft an der Universität Toulouse I. Er war von 1985 bis 1993 Mitglied des Generalrats der Banque de France und des Conseil d’analyse économique des Premierministers (1997-2000). Seine Forschungen haben sich v.a. mit dem Finanzsystem und dem französischen, europäischen und internationalen Bankwesen beschäftigt. Zu diesem Bereich hat er u.a. folgende Bücher veröffentlicht: Le nouveau mur de l’argent : essai sur la finance globalisée, Paris 2006; Un monde sans Wall Street?, Paris 2011; La Grande Saignée : contre le cataclysme financier à venir, Montréal‎ 2013 und L’hydre mondiale : l’oligopole bancaire, Montréal 2015.

 

Der Vortrag wird auf Französisch mit einer deutschen Zusammenfassung gehalten. Mit anschließendem Empfang

22. Juni 2016
19:00 - 20:30