Französisches Kino im KoKi in der Pumpe: "Einfach das Ende der Welt"

01. Januar 2017 - 10. Januar 2017

Xavier Dolan. KAN/F 2016. 95 Min.  Mit Gaspard Ulliel, Nathalie Baye

Der siebte Spielfilm des frankokanadischen Regie-Wunderkindes Xavier Dolan. Und die Frische und Unverkrampftheit seines Stils wird schon daran deutlich, dass er (durchaus anderen Regie-Hochbegabten wie von Trier oder Ozon vergleichbar) jedes Mal einen neune Stil ausprobiert. In „Einfach das Ende der Welt“ sind dies Nahaufnahmen, aus denen der Film fast vollständig besteht und zu einem einigermaßen klaustrophobischen Erlebnis führt. Bei seiner Welturaufführung auf dem Filmfestival in Cannes haben einige Kritiker den Film als Zumutung empfunden, die Jury aber hat Dolan den „Großen Preis der Jury“ zugesprochen.

Im Mittelpunkt steht einmal mehr eine dysfunktionale Familie: Louis macht nach zwölf Jahren Abwesenheit, in der er in der Stadt eine Karriere als Schriftsteller gemacht hat und den Daheimgebliebenen lediglich kurzangebundene Postkarten geschickt hat, einen Familienbesuch. Es ist ein Abschiedsbesuch: Louis ist schwer krank und möchte seiner Familie mitteilen, dass er sterben wird. Aber seine Familie hat auch ihm eine Menge mitzuteilen. In den Jahren seiner Abwesenheit haben sich Legenden gebildet, Ressentiments angestaut und Hoffnungen an den Abwesenden geknüpft, der nun endlich da ist… Das Geschrei, die Fragen, die Vorwürfe und die Hysterie gehen los, sobald Louis die Türschwelle überschreitet und hören nicht mehr auf, bis er das Haus wieder verlässt. Jeder Versuch der Kommunikation scheitert spektakulär, aber geredet, getobt, angeklagt wird ohne Pause. Ein wahrlich extremes Kino-Experiment!