Philippe Gustin: Der Neustart des europäischen Motors

14. April 2016
18:15 - 20:00

Die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland war noch nie eine Selbstverständlichkeit. Die deutsch-französische Partnerschaft war kein Ausdruck einer unwiderstehlichen gegenseitigen Anziehung, sondern eine rationale Notwendigkeit. Heute ist das „deutsch-französische Paar“ eine wichtige Konstante der Europäischen Union (EU), da es immer ein Motor Europas war und heute noch ist. Wenn die Kritiker ihm vorwerfen, nicht modern genug zu sein und so viele Probleme zu schaffen, wie es zu lösen vorgibt, so liegt das in Wahrheit daran, dass das erweiterte Europa eine Krise durchlebt und sehr unsicher ist. So muss das deutsch-französische Tandem wie in den schwierigen Nachkriegsjahren oder in den Jahren nach dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung eine neue Eigendynamik zu Gunsten Europas finden. Nun gilt es, eine Spaltung Europas und das Ende der europäischen Idee zu vermeiden. Aber das Schlimmste ist zu verhindern, wenn die französischen und deutschen Verantwortlichen sich strategisch, nicht bloß politisch, zeigen. Ohne Floskeln möchte dieser Essay, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, die Notwendigkeit starker Beziehungen zwischen dem deutschen und französischen Volk zu Gunsten eines blühenden und friedlichen Europas bestätigen.

Der Vortrag findet in französischer Sprache statt.

Prof. Dr. Philippe Gustin, 55, begann seine Karriere als Lehrer in Deutschland. Er besetzte dann eine Stelle als Leiter der Kurse am Institut français in Budapest. Er promovierte 1991 in Sozialgeschichte und machte nach einem Aufenthalt in Wien, wo er als Kulturattaché bei der Französischen Botschaft in Österreich arbeitete, die Aufnahmeprüfung für die Ecole nationale d´administration (ENA). Nach der ENA (2001) entschied er sich für eine Präfektur-Laufbahn und besetzte mehrere Posten in der Territorial- und Zentralverwaltung in Frankreich sowie in Überseegebieten.

2007 wurde er Mitglied des Kabinetts von Christine Lagarde, damalige Ministerin für Landwirtschaft, dann Ministerin der Wirtschaft, Finanzen und Industrie. 2008 wurde er stellvertretender Leiter des Kabinetts von Luc Chatel, industriepolitischer Staatssekretär. 2009 wurde er zum Präfekt ernannt und folgte Luc Chatel, inzwischen Bildungsminister, als Kabinettleiter.

Philippe Gustin war von 2012 bis 2014 Botschafter der Republik Frankreich in Rumänien und von Juni bis Dezember 2014 Geschäftsführer der UMP. Seit April 2015 ist er Leiter des Büros des Präsidenten und Generaldirektors der Dienstleistungsstelle des Département Eure.