Vortrag Prof. Dr. Damien Zanone: Roman, réel et idéal. Dialogues d'écrivains au XIXe siècle

16. Januar 2017
18:15

"Der Roman, Realität und Ideal. Gespräche von Schriftstellern im 19. Jahrhundert (Sand, Balzac, Flaubert)"

Balzac sagte zu George Sand: „Sie sind auf der Suche nach dem Menschen, so wie er sein sollte; ich nehme ihn, so wie er ist. Glauben Sie mir, wir haben beide recht.“ Diese Worte (festgehalten in der Autobiografie von Sand „Histoire de ma vie“) fassen eine kritische Debatte zusammen, die lebhaft und intensiv im 19. Jahrhundert geführt wurde und die nun die Gelegenheit bietet, die Romane von George Sand mit denen seiner wichtigsten Zeitgenossen zu vergleichen (zuerst Balzac, danach Flaubert). Hat der Roman die Aufgabe, die Welt so zu zeichnen wie sie ist oder so wie sie sein sollte? Soll sie die Wirklichkeit oder das Ideal zeigen? Dies sind die moralischen und ästhetischen - in einem Wort – philosophischen Fragen, mit denen sich der Roman (literarische Gattung unlängst für unbedeutend erachtet) heute konfrontieren muss.

Damien Zanone ist Professor für französische Literatur an der Katholischen Universität Löwen (Louvain-la-Neuve, Belgien), wo er das Forschungszentrum zum Imaginären leitet. Er arbeitet über die Gattung des Romans und die autobiografische Literatur des 19. Jahrhunderts. Man verdankt ihm insbesondere ein Werk über die Gattung der Memoiren zu dieser Zeit (Écrire son temps, 2006) ebenso wie zahlreiche Arbeiten über George Sand (darunter die kritischen Ausgaben der Romane Consuelo et Valentine und Histoire de ma vie). Er hat 2012 das Sammelwerk La Tradition des romans de femmes (Éditions Champion) koordiniert.

 

Ringvorlesung „Realismus“

Der Begriff des Realismus erscheint auf den ersten Blick leicht verständlich, ist aber bei näherem Hinsehen einer der problematischsten Begriffe der menschlichen Lebenswelt und der Wissenschaften. Diese interdisziplinäre Ringvorlesung führt SpezialistInnen aus den Fächern Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte, Geschichte, Literaturwissenschaft,  zusammen, die den Begriff des Realismus je aus der Sicht ihrer Disziplin auszudifferenzieren suchen.