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Prof. Dr. Michel Delon: „Das Thermometer als Metapher der Aufklärung: Eine Debatte zwischen Rousseau und Diderot.“

11. Januar 2016
18:15 - 20:00

Veranstaltungs-Infos

Die Ideen der Aufklärung und der „Lumières“ haben unser heutiges Denken und unser Gesellschaftssystem geprägt – von einer Revolution des Verstands und historischen Bewusstseins über Religion und Sprache bis hin zur weiblichen Mitsprache. Die Vorträge der Veranstaltungsreihe beleuchten diese verschiedenen Aspekte aus einer interdisziplinären, deutsch-französisch vergleichenden Perspektive. Dabei werden Querbezüge, aber auch entscheidende Unterschiede zwischen den französischen Lumières und der deutschen Aufklärung herausgearbeitet.

Jean Fabre hat Jean-Jacques Rousseau und Denis Diderot als „verfeindete Brüder“ beschrieben. Ihre Brüderlichkeit zeichnet sich durch eine gleichartige Suche nach der Selbsterkenntnis aus, die sich auf eine tägliche Beobachtung gründet, entsprechend der quantitativen Beschreibung meteorologischer Phänomene.

Anlässlich dieses Vortrags wird Michel Delon die Frage stellen, ob der Bezug zum Thermometer und Barometer nur ein Bild oder bereits der Beweis einer Bewusstwerdung von Maßverfahren ist, die physikalischen und moralischen Phänomenen gemein sind. Es wird sich zeigen, dass dieses Bild von Le Spectateur d’Adison undSteele an bis Bijoux indiscrets oder Confessions zu finden ist, Diderot und Rousseau jedoch die Frage nach der Richtigkeit und der Grenzen dieses quantitativen Maßstabs des Menschen stellen.



Michel Delon ist Professor für französische Literatur des 18. Jahrhunderts an der Universität Paris-Sorbonne. Sein Forschungsgebiet ist die Aufklärung und insbesondere die Geschichte der libertinen Ideen und Literatur.

Zu seinen wichtigsten Büchern über dieses Thema zählen Les Vies de Sade (Textuel, 2007), Le Principe de délicatesse. Libertinage et mélancolie au XVIIIe siècle ( 2011 erschienen bei Albin Michel) und L’Idée d’énergie au tournant des Lumières, 1770-1820 (PUF, 1988). Er war außerdem beteiligt an De l’Encyclopédie aux Méditations, 1750-1820, mit R. Mauzi und S. Menant (erschienen in den éditions Arthaud en 1984) und hat die Herausgabe des Dictionnaire européen des Lumières (PUF, 1997) geleitet. Album Casanova ist der Name seines letzten Buches, das im Jahre 2015 bei Gallimard erschienen ist.

Eine Veranstaltung des Institut français in Zusammenarbeit mit dem Romanischen Seminar (Prof. Dr. Paul Geyer) der philosophischen Fakultät der Universität Bonn.

11. Januar 2016
18:15 - 20:00