Debatte: Sind Banlieue-Jugendliche Menschenfresser?

12. Mai 2017
19:00

Veranstaltungs-Infos

mit dem Soziologen Thomas Guénolé im Rahmen der Dokumentarausstellung „Une Jeunesse française“

Der „Jugendliche aus der Vorstadt“ ist ein Menschen fressendes Ungeheuer der modernen Zeit geworden. Ein schlecht rasierter Araber zwischen 15 und 25 Jahren, welcher ein Trainingsanzug mit Kapuze trägt, spaziert mit einem Molotowcocktail in der einen Hand und mit einem Kalaschnikow in der anderen durch die Gegend. Er raucht einen Joint in den Aufzugsschächten und steckt Autos an; seinen Lebensunterhalt verdient er durch das Dealen aller Art von Drogen und indem er die soziale Beihilfe betrügt. Sein Sexualleben besteht daraus, Frauen im Keller zu vergewaltigen; seine Spiritualität besteht darin, den djihadistischen Predigten des „Islams der Vororte“ zuzuhören. Dies macht er ebenfalls im Keller. Er hasst Frankreich, dessen Ordnung, dessen Flagge und natürlich Franzosen (damit gemeint sind „die Weißen“). Hingegen liebt er den Dschihad sowie den Islamismus. Er träumt davon nach Syrien zu gehen, um dort auf der Seite Al-Qaidas zu kämpfen und anschließend wieder nach Frankreich zurückzukehren und Anschläge zu verüben. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn Eltern ihren Kindern in Zukunft folgendermaßen drohen: „Wenn du nicht brav bist, wird der Junge-aus-der-Vorstadt kommen, um dich zu holen.“

Die Realität ist nicht so spektakulär. Der „soziale Aufzug“ (fz. „ascenseur social“) ist seit langer Zeit stagniert, nur eine sehr kleine Minderheit der Jugendlichen aus den Vorstädten schafft es diesen zu entfliehen. Für die ganzen Anderen ist das Leben eine Nerverei, welche dahinvegetieren und nie aus dem Ghetto herauskommen werden.

Thomas Guénolé widerlegt das Klischee des ungeheuerlichen „Jugendlichenaus- der-Vorstadt“. Mit dem erfundenen Begriff der „Balianophobie“ beschreibt er die immer größer werdende Angst vieler Franzosen vor den Einwohnern dieser Viertel. Die komplette französische Gesellschaft ist von dieser Angst betroffen – von den Arbeiterklassen bis hin zu den Eliten.

Thomas GUÉNOLÉ ist ein französischer Politologe (PhD Sciences Po CEVIPOF). Der Essayiste hat im Jahr 2013 das erste Werk über die Möglichkeit Sarkozys politischer Rückkehr herausgebracht (Nicolas Sarkozy, chronique d’un retour impossible, éd. First, 2013). Guénolé arbeitet regelmäßig mit nationalen Medien zusammen (RMC, France Culture, Europe 1, BFMTV, Canal+…), indem er politische Ereignisse der Öffentlichkeit näher bringt. Im Jahr 2015 hat er den Prix annuel du menteur en politique gegründet, welcher von einer Jury, bestehend aus politischen Journalisten, verliehen wurde.

Begrüßung und Moderation: Dr. habil. Philippe Wellnitz, Direktor des Institut français Bremen

12. Mai 2017
19:00

Contrescarpe 24
28203 Bremen
Deutschland