Bild: Mathias Bothor

Begegnung mit Géraldine Schwarz: Die Gedächtnislosen – Erinnerungen einer Europäerin

17. Januar 2019
19:00

Veranstaltungs-Infos

Géraldine Schwarz bettet ihre Familiengeschichte in die große Geschichte ein.

Géraldine Schwarz entdeckt eines Tages, dass ihr Großvater 1938 ein jüdisches Unternehmen in Mannheim arisiert hat. Nach dem Krieg verlangt einer der ehemaligen Eigentümer, der seine Familie in Auschwitz verlor, Reparationszahlungen. Karl Schwarz weigert sich, wie viele Deutsche, seine Verantwortung als Mitläufer anzuerkennen.

Hier begibt sich die deutsch-französische Autorin auf Spurensuche entlang dreier Generationen ihrer Familie, um schließlich den langen, schmerzhaften und spannenden Weg der Vergangenheitsbewältigung nachzeichnen zu können, die sie als einen der Grundsteine der bundesdeutschen Demokratie versteht. Vergleichend dazu befragt sie zugleich den Umgang mit der Vergangenheit in Frankreich, wo ihr Großvater mütterlicherseits als Gendarm unter Vichy diente.

Géraldine Schwarz bettet ihre Familiengeschichte in die große Geschichte ein. Sie spannt den Bogen von der NS-Zeit bis zum krisengeschüttelten Europa unserer Gegenwart und stellt dabei reiches Quellenmaterial in überraschend aufschlussreiche Zusammenhänge.

Diese Begegnung zwischen Erinnerung und Geschichte ist ein vehementes Plädoyer für eine Gedächtnisarbeit, die nicht nur Wissen über die Gräuel des Krieges und des Faschismus, sondern auch ein Bewusstsein vermitteln will, unter welchen Mühen die Demokratie in Deutschland und Teilen Europas gefestigt werden konnte - und ein positives und identitätsstiftende Erbe geschaffen wurde.

In der Auseinandersetzung mit der Haltung der Mitläufer in einem Unrechtsstaat sieht die Autorin den zentralen Schlüssel einer gelingenden Geschichtsaufarbeitung, die der Ausbildung eines kritischen Geistes und eines zivilen Verantwortungsbewusstsein dient. Heute zeigt sich europaweit: Wo die Geschichtsaufarbeitung kaum oder gar nicht stattgefunden hat, feiern die Rechtspopulisten ihre größten Erfolge. Das führt die Autorin vor allem an den aktuellen politischen Entwicklungen in Italien, Österreich und Ungarn vor Augen, ohne jene Teile Deutschlands aus dem Blick zu verlieren, wo die neue Rechte den Geschichtsrevisionismus wieder Raum verschaffen will.

Zur Autorin:

Géraldine Schwarz, geboren 1974 in Straßburg, ist eine deutsch-französische Journalistin und Dokumentarfilmerin, die zwischen Berlin und Paris lebt. Die langjährige Deutschland-Korrespondentin der Agence France Presse (AFP) publiziert heute in internationalen Medien. Sie bereitet derzeit einen Film über die Nachwendezeit vor. Die Gedächtnislosen erschien erstmals 2017 in Frankreich (Flammarion) unter dem Titel „Les Amnésiques“ und wird in neun Sprachen übersetzt. Die stark erweiterte deutsche Fassung erschien im August 2018 im Secession Verlag für Literatur in einer Übersetzung von Christian Ruziska. Géraldine Schwarz wurde für „Die Gedächtnislosen“ mit dem Prix du livre européen 2018 ausgezeichnet.

(Text: Secession Verlag)

Lesung in deutscher und französischer Sprache

Moderation und  Übersetzung: Stefan Barmann

Anmeldung erforderlich unter Tel. 0211/1306790 oder per Mail an info.duesseldorf@institutfrancais.de

VVK ab dem 07.01.2019 im Institut français

In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen Kreis, Düsseldorf Accueil und dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf

17. Januar 2019
19:00

Eintritt: 10.00
Ermäßigter Preis: 7.00

Bilker Straße 12
40213 Düsseldorf