Bild: Neanderthal Museum

Jean-Jacques Hublin - Von Knochen zu Genen: Die Decodierung des Neandertals

13. Juni 2017
18:30 - 20:00

Veranstaltungs-Infos

Jean-Jacques Hublin spricht über die Entschlüsselung des genetischen Codes des Neandertalers.

Die letzten 500 000 Jahre zeugen sowohl in Afrika als auch in Eurasien vom Auftauchen einer Spezies Homininen mit großen Gehirnen. Lange nach der Verbreitung des Homo erectus außerhalb von Afrika hat sich dieses Hirnwachstum auf unabhängige Art und Weise bei den Nachkommen des Neandertalers in Europa und bei den Vorfahren des Homo sapiens in Afrika entwickelt. Wahrscheinlich war dies auch der Fall bei den Denisoviern, den asiatischen Verwandten des Neandertalers.Geographie und Klimaveränderungen erklären zum Großteil Trennung und Divergenz dieser verschiedenen Linien. Obwohl sich die Neandertaler erfolgreich ihrer Umwelt anzupassen wussten und zu komplexem Verhalten fähig waren, wurden sie schließlich von den modernen Menschen aus Afrika ersetzt.  Die jüngsten Fortschritte der Paläogenetik bringen neue Erkenntnisse zu den komplexen Interaktionen zwischen den Neandertalern und den modernen Menschen zur Zeit, als die ersten von den zweiten ersetzt wurden. Sie sind auch Beweis für das Erbe des Neandertalers am verwaisten Menschengeschlecht, das heute den ganzen Planeten bevölkert.

Jean-Jacques Hublin ist Professor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, wo er die Abteilung für Humanevolution leitet. Zudem ist er seit 2006 Honorarprofessor an der Universität Leipzig und lehr seit 2010 an der Universität Leiden in den Niederlanden.

Seine Forschungen konzentrierten sich zu Beginn auf den Ursprung und die Entwicklung der Neandertaler. Er war einer der ersten, der die kladistische Methodik  in der Humanpaläontologie anwandte. Seine Arbeiten trugen zum besseren Verständnis von Anatomie, Evolution und Demographie des Neandertaler-Phänomens und der phylogenetischen Beziehungen dieser Menschen bei. Ein weiterer bedeutender Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf dem Aussterben der Neanderthaler und ihre Ablösung durch den modernen Menschen in Europa.

In jüngerer Zeit interessierte sich Jean-Jacques Hublin für die Evolution des Gehirns und seine Entwicklung bei homininen Fossilien und insbesondere die Frage der sekundären Altrizialität. Seine Arbeiten zeigen die evolutive Bedeutung des wechselnden Wachstumsrhythmus auf, die im Laufe der Geschichte dieser Gruppe zu verzeichnen ist.

Methodologisch nimmt er eine Vorreiterrolle in der virtuellen Paläanthropologie ein, die in großem Umfang medizinische und industrielle Bildgebung  und Informatik zur Rekonstruktion und Analyse fossiler Reste heranzieht.

Vortrag in englischer Sprache

Anmeldung erbeten unter Tel. 0211/1306790

 

13. Juni 2017
18:30 - 20:00

Talstraße 300
40822 Mettmann
Deutschland