Bild: Anne Kropotkine

Recorded songs don't ever die / Même morts nous chantons

04. November 2018
16:00

Veranstaltungs-Infos

Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg lässt uns Recorded Songs don't ever die auf den Spuren von Kriegsgefangenen wandeln, deren Stimmen im Ersten Weltkrieg aufgenommen und auf Platte gepresst wurden

Live-Audio-Mix für 1 Laptop, 1 Plattenspieler auf der Grundlage von Aufnahmen aus dem lautarchiv der Humboldt Universität Berlin: überlieferte Volkslieder, gesungen von Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg (1914-1918).  

Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg lässt uns Recorded Songs don't ever die auf den Spuren von Kriegsgefangenen wandeln, deren Stimmen im Ersten Weltkrieg aufgenommen und auf Platte gepresst wurden. Es entsteht ein Dialog zwischen dokumentarischen Mikrofonaufnahmen, unbearbeiteten Archivaufnahmen und elektroakustisch aufbereiteten Stimmen und Archivaufnahmen.

Composition: MARIE GUERIN / HABILLEUSE SONORE

Grafische Gestaltung: Maël Teillant

Projektunterstützung: Anne Kropotkine

Das Projekt von Marie Guérin wurde mit dem Prix Phonurgia Nova - Archives de la parole 2018 ausgezeichnet.

„Melodien überdauern die Zeit. Melodien sterben nie; sie überwinden alle Grenzen.“

 

Tonaufnahmen galten lange Zeit als utopisch. Für Edison waren Phonographen „Zeitmaschinen“ oder gar „Geistermaschinen“ (Elodie A. Roy, 2016). Dann entsteht zwischen 1857 und 1925 die Schallplattenindustrie. Im Ersten Weltkrieg erfindet Emile Berliner die scheibenförmige Schallplatte, die die Aufnahme erleichtert und als Geburtsstunde der modernen Schallplatte gilt. Aufgenommene Stimmen und Lieder können nun auf der ganzen Welt abgespielt und gehört werden. So wurde der Erste Weltkrieg nicht nur fotografiert und gefilmt, er wurde auch auf Tonbändern aufgenommen. Im Dezember 1915 beschließen der deutsche Sprachwissenschaftler Wilhelm Doegen und die Berliner Odeon-Schallplattenwerke, diesen technologischen Fortschritt zu nutzen, um die Stimmen, Sprachen und Musik der in den deutschen Kriegsgefangenenlagern internierten ausländischen Soldaten aufzunehmen. So entsteht die „Phonographische Kommission“, die eine bewegende Sammlung von mehr als 4500 Schellackplatten zusammenträgt. Sie enthält Sprach- und Liederaufnahmen von Kriegsgefangenen in mehr als 200 unterschiedlichen Sprachen, darunter auch mehrere Sprachen aus Frankreich. Was erzählt uns diese Sammlung von Schellackplatten hundert Jahre später? Die Fähigkeit, Tonmaterial mit einem Aufnahmegerät einzufangen, hatte zu Beginn der phonographischen Industrie eine ganz andere Bedeutung und symbolische Kraft als heute. Unverändert ist allerdings die Faszination und das immer wieder neu aufgelegte Interesse, Stimmen und Lieder aufzunehmen. Die hier gezeigte Performance ist eine Hommage an das Medium Schallplatte: Maël Teillant inszeniert in seiner Videokreation ein Karaokespektakel und einen Geistertanz, in dem die aufgenommenen und gesampelten Stimmen die außergewöhnliche Musik von Marie Guérin spielen.

 Lachansonperdue.fr

In Zusammenarbeit mit: CESARE - Centre National de Création Musicale (Reims), Radio France und die Akademie der Künste Berlin

Mit Unterstützung der Institut français Deutschland, Humboldt Universität (Lautarchiv), Deutschlandfunk Kultur, Marc-Bloch Zentrum, Micro-sillons, der Französischen Botschaft in Deutschland und der Mission du Centenaire 1914-1918.

In Koproduktion mit Studio für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste

HKW radiophonic Spaces https://www.hkw.de/en/programm/projekte/2018/radiophonic_spaces/radiophonic_spaces_start.php

lautarchiv https://www.lautarchiv.hu-berlin.de/

adk https://www.adk.de/de/akademie/e-studio/

Cesare http://www.cesare-cncm.com/

 

04. November 2018
16:00

Domplatz 9
06217 Merseburg (Saale)
Deutschland