Bild: Privat / Matthes & Seitz

Eric Vuillard in Berlin

19. April 2018
20:00

Veranstaltungs-Infos

Prix-Goncourt-Gewinner zu Gast: Deutschlandpremiere mit Éric Vuillard, Julia Encke und Corinna Kirchhoff.

Der Autor

Éric Vuillard, 1968 in Lyon geboren, ist Schriftsteller und Regisseur. Für seine Bücher, in denen er große Momente der Geschichte neu erzählt und damit ein eigenes Genre begründet, wurde er u. a. mit dem Prix de l’Inaperçu und dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet. 2017 bekam er für Die Tagesordnung den renommierten Prix Goncourt. Bei Matthes & Seitz Berlin erschienen bisher Ballade vom Abendland (2014), Kongo (2015) und Traurigkeit der Erde (2017) in der Übersetzung von Nicola Denis.

Das Buch

Die Tagesordnung

20. Februar 1933: Auf Einladung des Reichstagspräsidenten Hermann Göring finden sich 24 hochrangige Vertreter der Industrie zu einem Treffen mit Adolf Hitler ein, um über mögliche Unterstützungen für die nationalsozialistische Politik zu beraten: Krupp, Opel, BASF, Bayer, Siemens, Allianz – kaum ein Name von Rang und Würden fehlt an den glamourösen runden Tischen der Vermählung von Geld und Politik. So beginnt der Lauf einer Geschichte, die Vuillard fünf Jahre später in die Annexion Österreichs münden lässt. Bild- und wortgewaltig führt er den Leser in die Hinterzimmer der Macht, wo in erschreckender Beiläufigkeit Geschichte geschrieben wird. Dabei erzählt er eine andere Geschichte als die uns bekannte, er zeigt den Panzerstau an der deutschen Grenze zu Österreich, er entlarvt Schuschniggs kleinliches Festhalten an der Macht, Hitlers abgründige Unberechenbarkeit und Chamberlains gleichgültige Schwäche. Mit der ihm eigenen virtuosen Eindringlichkeit und satirischem Biss seziert Vuillard die Mechanismen des Aufstiegs der Nationalsozialisten und macht deutlich: Die Deals, die an den runden Tischen der Welt geschlossen werden, sind faul, unser Verständnis von Geschichte beruht auf Propagandabildern. In Die Tagesordnung zerlegt Éric Vuillard diese Bilder und fügt sie virtuos neu zusammen: Ein notwendiges Buch, das eine überfällige Geschichte erzählt und damit den wichtigsten französischen Literaturpreis erhielt.

Buchkritik - Deutschlandfunk - Kultur

Die Übersetzerin

Nicola Denis wurde 1972 im niedersächsischen Celle geboren. Nach einem Sprachaufenthalt in Paris 1991/1992 studierte sie in Köln Germanistik, Kunstgeschichte und Romanistik. Auf die Magisterarbeit zu verschiedenen Übersetzungen von Molières Misanthrope 1997 folgte 2001 die Promotion mit einer komparatistischen Arbeit zur Übersetzungsgeschichte: Tartuffe in Deutschland (LIT 2002). Seit 1995 lebt sie zusammen mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Westfrankreich.

Seit 2002 arbeitet Nicola Denis hauptberuflich als Literaturübersetzerin. Für Der dünne Putz Menschlichkeit (Michel Terestchenko), Céline (Philippe Muray), Ballade vom Abendland & Kongo (Éric Vuillard) und U–713 oder die Unglücksritter (Pierre Mac Orlan und Gus Bofa) wurde sie jeweils mit einem Arbeitsstipendium des Deutschen Übersetzerfonds ausgezeichnet. Sie erhielt auch das Elmar-Tophoven-Stipendium 2016 für Ursule Mirouët (Honoré de Balzac).

Praktische Infos

Ort: Autorenbuchhandlung 600-601 Else-Ury-Bogen, 10623 Berlin

Eintritt: 9 €

Moderation: Julia Encke (FAZ)

Lesung auf Deutsch: Corinna Kirchhoff

Nach der Lesung gibt es einen Umtrunk in der Maison de France statt.

Nach der Premiere in Berlin wird Eric Vuillard auf Lesereise durch ganz Deutschland sein.

Weitere Informationen

19. April 2018
20:00

Eintritt: 9.00

Else-Ury-Bogen 602
10623 Berlin
Deutschland