Bild: Lisa LarsenThe LIFE Picture CollectionGetty Images

Tagebuch eines Gefangenen - André François-Poncet

30. Oktober 2015
19:00 - 20:30

Veranstaltungs-Infos

Tagebuch eines Gefangenen - André François-Poncet (EuropaVerlagBerlin, 2015)

Thomas Gayda, Hg., stellt das erstmalig ins Deutsche übersetzte Tagebuch eines gefangenen Diplomaten in Anwesenheit von dessen Tochter, Geneviève François-Poncet, vor. André François-Poncet war französischer Botschafter in Berlin 1931–1938 und wurde nach dem 2. Weltkrieg als französischer Hoher Kommissar in der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt. Wie kein Zweiter begleitete er während eines Viertel Jahrhunderts die Geschicke Deutschlands und maßgeblich die französisch-deutsche Annäherung nach 1945. Moderation: Petra Kammann.

Auf Deutsch / Französisch

DER ZUSAMMENBRUCH DES DRITTEN REICHES PACKEND ERZÄHLT VON EINEM JAHRHUNDERTZEUGEN

27. August 1943: André François-Poncet sitzt mit seiner Familie unweit von Grenoble zu Tisch, als SS-Leute mit Maschinengewehr im Anschlag das Haus stürmen und ihn ohne Angabe von Gründen verhaften. Dieses Datum markiert den Beginn der wohl dunkelsten Zeit im Leben des erfolgsverwöhnten Botschafters, Schriftstellers und Humanisten André François-Poncet.

Eineinhalb lange Jahre verbringt der »hellsichtigste Beurteiler Nazi-Deutschlands« als sogenannter Ehrengefangener – so der zynische Begriff der Nazis – im mondänen Ifen Hotel im Kleinwalsertal. Dort teilen zwei Dutzend weitere Persönlichkeiten aus aller Herren Länder sein aberwitziges Schicksal: abgeschottet in einem entlegenen Hochgebirgstal und in ständiger unerträglicher Ungewissheit, ob sie den nächsten Tag noch erleben werden.

In seinem faszinierenden Tagebuch Carnets d’un Captif (Tagebuch eines Gefangenen) hält der »Grandseigneur« der europäischen Diplomatie seine paradoxen wie erschreckenden und gegen Kriegsende höchst dramatischen Lebensumstände in einer scheinbaren »Gebirgsidylle« fest. Anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes erscheint das Tagebuch François-Poncets nun erstmals in deutscher Sprache.

»Es zog mich gleichermaßen an, wie es mich abstieß.«

André François-Poncet über Deutschland

DER HERAUSGEBER

Thomas Gayda ist im Kleinwalsertal aufgewachsen. Als Musikhistoriker spezialisierte er sich auf das Gebiet der Exilforschung und realisierte federführend die CD-Edition »Entartete Musik« für das Klassik-Label Decca. Damit trug er maßgeblich zur Wiederentdeckung vergessener Komponisten und deren Werke bei. Durch die intensive Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte und die Vorbereitung einer Ausstellung stieß Thomas Gayda auf die Tagebuchtexte François-Poncets, die nun durch sein

Engagement den deutschen Lesern zugänglich gemacht werden.

      

30. Oktober 2015
19:00 - 20:30